Wilfried Besser

Meinen Anstoß zum Schreiben beziehe ich in erster Linie aus dem Wunsch, Gedanken, Eindrücke und Erlebnisse, die mich (und mitunter auch die Welt) bewegen, festzuhalten und für andere lesbar zu machen. Daraus entstanden eine große Anzahl Aphorismen, in den letzten Jahren jedoch hauptsächlich satirische Geschichten. Die Themen dazu finde ich im Grunde überall, im direkten Umfeld, in der Zeitung oder im TV, im Fitness-Studio, in der Arztpraxis, im Urlaub oder womit  auch immer ich meinen Alltag ausfülle. Mit den daraus entstehenden Texten möchte ich meine Leser mitnehmen auf eine skurrile Reise durch einen oftmals abenteuerlichen, aufregenden oder verrückten Alltag. Und dabei den Beweis antreten, dass das wahre Leben häufig weitaus mehr zu bieten hat, als ich es mir in meiner Fantasie, mag sie auch noch so lebhaft sein, jemals ausdenken könnte. 

Wilfried Besser, Jahrgang 1951, geboren in Hildesheim. 

In der zweiten Hälfte der 60er Jahre begann ich als Spätpubertierender mit dem Schreiben kleiner Gedichte. Während der Ausbildung zum Bankkaufmann ab 1966 kamen erstmals kurze satirische Geschichten und Nonsense-Texte dazu, in denen ich u.a.  Alltags- vor allem aber berufliche Erlebnisse verarbeitete, gleichsam als Ventil für vieles, das sich tagsüber aufgestaut hatte. Schreiben wurde ohnehin ein gewichtiger Teil meines Lebens. Ich war nebenher als freiberuflicher Journalist für die örtliche Tageszeitung tätig und verfasste Songtexte für eigenes Material diverser Bands, in denen ich den Bass zupfte (geflügeltes Wort von damals: „Mal spielt er Bass, mal spielt er besser“).

Der Liebe wegen erfolgte 1981 der Umzug ins Ruhrgebiet, erst nach Bochum, später dann gemeinsam nach Recklinghausen. Hier ergaben sich in den 90er Jahren erste Kontakte zur örtlichen Literaturszene. Es folgten elf Teilnahmen an den Recklinghäuser Autorennächten seit 1997, die mir 2003 und 2014 die Auszeichnung mit der Vestischen Literatureule einbrachten.

 

In dieser Zeit entdeckte ich außerdem die spannende Welt der Aphorismen und stellte irgendwann aus Schubladenbeständen sowie aus konsequenter Beschäftigung mit dieser literarischen Gattung eine erste Auswahl zusammen, die 2000 im Band „Was ist schon die Realität gegen die Wirklichkeit?“ veröffentlicht wurde.

 

Es folgten weitere Aphorismenbände (siehe Bibliografie), zahlreiche Abdrucke in Anthologien, in Kalendern, auf Postkarten, in Zeitschriften und Zeitungen. Außerdem gründete ich 2007 zusammen mit Helmut Peters und Ulrich Dittmar in Recklinghausen den Literatur-Stammtisch „Die Tram“, der sich im Jahr 2017 aufgelöst hat.

 

Nach fünf Aphorismen-Bänden entdeckte ich zunehmend meine Liebe zur Satire wieder. Die Werke von mir sehr geschätzter Autoren wie Goosen, Sträter und Evers inspirierten mich dazu, ebenfalls ein Buch mit satirischen Geschichten und Glossen zu veröffentlichen. 2015 kam „Ob Sie’s glauben oder nicht…“ auf den Markt, danach 2020 „Jetzt mal ganz unter uns“, 2024 folgte "Alles nicht so einfach".

Ich bin Mitglied des Projektes „DuoLit“ (Außergewöhnliche Lesungen an außergewöhnlichen Orten), zusammen mit Helmut Peters, sowie der Neuen Literarischen Gesellschaft Recklinghausen (NLGR). 


Auszeichnungen

Vestische

Literatureule

2003

Vestische Literatureule

2014

2009

Platz 1

Gedichtwettbewerb „Das Rathaus, ein Gedicht“, RE 

 

2010

Platz 1

Zweiklang-Dialog

Wettbewerb von Deichradio Schwanenwede

Nachzulesen in ...

Alles nicht so einfach 

Satirische Kurzgeschichten

BoD Verlag (2024)

ISBN 9783758350542

Jetzt mal ganz unter uns. Neue Geschichten mitten aus dem Leben. BoD Verlag (2020)

ISBN 9783751997461  

 

Über kurz oder lang

Neue Aphorismen und andere Ungereimtheiten Universitätsverlag Brockmeyer

Bochum (2010)

ISBN 978-3-8196-0774-5

Schichtwechsel – Sichtwechsel Aphorismen, Universitätsverlag Brockmeyer

Bochum (2013)

ISBN 978-3-8196-0938-1

 

Ob Sie’s glauben oder nicht…“ Geschichten mitten aus dem Leben

Edition Octopus (2015) ISBN 978-3-95645-661-9

 

Dazu in Anthologien, Kalendern, auf Postkarten, in Zeitschriften, Zeitungen, etc.

 

Veröffentlichungen


Texte zum Beispiel

 

Was für ein Theater

 

Ich weiß ja jetzt nicht, ob Sie Freundinnen oder Freunde des Theaters sind. Und wenn ja, was sie sich dort zu Gemüte führen. Die Angebotspalette hält schließlich für jeden, der Spaß dran hat, auch etwas Passendes bereit. Ob nun Oper, Operette oder Musical, Schauspiel oder Ballett, Drama oder Komödie. Gar nicht zu reden von diesem ganzen neumodischen Experimentiergedöns, wo die Akteure mit Blut begossen werden oder Pipi auf die Bühne machen.

 

Was meine Frau und mich angeht, wir haben ja seit jeher eine Vorliebe für Boulevard-Komödien. Kennen Sie sicher auch, diese Geschichten, bei denen man sich mal so richtig herzhaft amüsieren kann. Zumindest sollte. Denn mitunter ist es ja eher zum Heulen, was einem da unter dem Deckmäntelchen der Komik vorgesetzt wird. Da kommt es dann schon mal vor, dass die ersten Zuschauerinnen und Zuschauer in der Pause an die Garderobe eilen, sich ihr Mäntelchen aushändigen lassen und fluchtartig den Musentempel verlassen. Ich sag dann immer, die Leute müssen los, das Altersheim schließt zeitig.

 

Obwohl wir damit bereits beim eigentlichen Kern meines Anliegens sind. Denn der Großteil des anwesenden Publikums ist, wie wir selbst ja auch, mit den Jahren immer älter geworden. Was ja auch durchaus normal ist, denn bekanntermaßen altert unsere Gesellschaft ja in zunehmendem Maße. Das ist halt im Theater auch nicht anders, zumindest bei bestimmten Stücken. Aber diese älteren Damen- und Herrschaften fangen halt mit der Zeit an, ganz bestimmte Verhaltensweisen an den Tag zu legen.

 

Ich meine, ich will mich da gar nicht von ausnehmen. Im Gegenteil, ich könnte Ihnen da Sachen erzählen … Aber lassen wir das lieber. Im Theater jedenfalls wissen wir uns zurückzuhalten und zu benehmen. Und sind somit eher in der Rolle der Beobachter. Und was einem da geboten wird, da kommt oft das Stück auf der Bühne nicht mit. Ich meine, Husten, Räuspern, ins Tempo schnäuzen, das kennt man ja zur Genüge. Da können selbst Opernliebhaber oft ein garstiges Lied von singen. Aber ich rede hier von Dialogen, die häufig weitaus unterhaltsamer sind, als die Texte der Schauspieler.

 

Vor uns sitzt ein Ehepaar und er sagt zu ihr: „Gib mir mal ein Taschentuch, ich muss gleich niesen.“

„Ich hab kein Taschentuch, die hast du doch zu Hause eingesteckt.“

„Ich finde aber keins.“

„Du musst auch richtig nachsehen. Wahrscheinlich hast du sie in der Hosentasche und du sitzt drauf.“

„Und wie soll ich da jetzt dran kommen?“

„Weiß ich auch nicht. Musste eben mal kurz aufstehen.“

„Ich kann doch jetzt nicht …“

„Warum denn nicht? Ist doch dunkel hier, merkt also keiner.“

Er richtet sich mühselig auf und fummelt in seiner Gesäßtasche. In dem Moment fragt die Dame des Hauses einen im Stück auf der Bühne zur Tür strebenden Gast: „Sie wollen uns doch nicht etwa schon verlassen?“

Da ruft der Mann aus der Reihe vor uns: „Nein, nein, keine Sorge. Aber hätten Sie vielleicht ein Taschentuch für mich?“

Ich versichere Ihnen, soviel Lacher und Beifall haben die Akteure im ganzen Stück nicht gekriegt.

 

Ein anderes Mal hatten wir es offenbar mit einer Dame zu tun, bei der es gehörtechnisch aus Altersgründen nicht mehr zum Besten bestellt war. Alle fünf Minuten musste der nicht gerade erfreute Ehemann wiederholen, was da gerade auf der Bühne gesagt worden war.

„Was sagt sie?“

„Mein Freund ist ein Ganove.“

„Dein Freund?“

„Nein, ihr Freund.“

„Warum sagst du dann, mein Freund?“

„Jetzt sei doch bitte mal ruhig, die anderen gucken schon immer hierher.“

„Dann sollen die da vorn eben lauter sprechen. Da, jetzt hab ich schon wieder nichts verstanden.“

Da sagt der Zuschauer hinter ihr: „Dann kaufen sie sich doch ein Hörgerät.“

„Warum sollte ich mir ein Rührgerät kaufen? Sowas haben wir schon zu Hause und hören tu ich damit auch nicht besser.“ Ich sag Ihnen, das sind sie, die Geschichten, wie sie sich kein Theaterstückeschreiber ausdenken könnte.

 

Den Vogel abgeschossen hat aber definitiv jener Oldtimer, dem entweder das Stück absolut am Allerwertesten vorbeiging oder der vorher seinen wohlverdienten Mittagsschlaf nicht hatte. Er saß unmittelbar in unserer Blickrichtung, und so blieb uns nicht verborgen, dass ihm zwischenzeitlich immer mal wieder das schwere Haupt entweder auf die Brust sank oder auf die Schulter seiner Partnerin. Die ihn dann immer wieder energisch anstieß und ihn anzischte: „Nun reiß dich gefälligst zusammen. Was sollen denn die Leute denken? Sogar die Schauspieler gucken schon her.“

Der Erfolg war allerdings gleich Null, denn er kippte immer wieder bedrohlich zur Seite. Irgendwann gab sie dann offensichtlich völlig genervt auf und ließ ihn schlummern, wobei sich immer wieder ein veritabler Schnarcher in die Schlafatmung mischte, was die Angelegenheit nicht besser machte.

 

Und so blieb es dann bis zum Ende des Stückes. Die Schauspieltruppe holte sich ihren verdienten Applaus ab und just in dem Moment, in dem sich der Vorhang zu schließen begann, erwachte der gute Mann, blickte sich irritiert um und presste dann entgeistert heraus: „Verdammich noch mal, Ilse, was machen all diese Menschen in unserem Schlafzimmer und klatschen wie die Besengten? Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?“

 

 

Tja, liebe Freunde, das sind diese Situationen, die man nicht zu Hause erlebt, sondern nur, wenn man sich unters Volk mischt. Vielleicht sollten Sie demnächst auch mal einen Besuch im Theater ins Auge fassen. Ich garantiere Ihnen, es lohnt sich!

(Aus "Alles nicht so einfach - aber einfach kann ja jeder", BoD, ISBN 978 3 7583 5054 2

 

 

Alles nicht so einfach. Aber einfach kann ja jeder.

40 humorvolle und unterhaltsame Geschichten auf 180 Seiten.

Der Autor lässt uns teilhaben an seinem verrückten Alltag, der geprägt ist von seltsamen Ereignissen und skurrilen Situationen und so manchem Lesenden durchaus bekannt vorkommen könnte.

11,90 €

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Drei Literaten im Vest